Snowfarming: Pistenvergnügen durch Schneeanbau

6. Februar 2018 - SnowTrex

Manch Wintersportler mag sich schonmal gefragt haben, wie einige Skigebiete den Skibetrieb bereits im Oktober starten können. So liegt das Skigebiet Kitzbühel beispielsweise weder am Gletscher noch ist es üblich, dass hier bereits im September Massen an Schnee den Himmel herunterfallen. Trotzdem öffnet es seine Pforten bereits im Herbst. – Möglich ist das dank Snowfarming, also wörtlich übersetzt dem „Anbau von Schnee“. SnowTrex zeigt, was es hiermit auf sich hat und wie Snowfarming funktioniert.

Snowfarming: Der angehäufte Schneehügel wird für den Sommer abgedeckt.

Schnee anbauen

Gerade besonders ambitionierte Wintersportler wie Skifahrer, Snowboarder oder Langläufer können es oftmals bereits im Sommer kaum erwarten, dass die Wintersaison wieder beginnt und mit ihr der Startschuss für den Skibetrieb fällt. Wäre man hier ausschließlich auf den ersten, „richtigen“ Schnee angewiesen, so müssten Wintersportler gerade in Regionen, in denen es keine Gletscher gibt, sich oftmals in Geduld üben. Und auch für die Skitourismus-Branche wäre es in Jahren, in denen erst sehr spät Schnee fällt, kein guter Start in die Saison. Was in Skandinavien schon seit rund 20 Jahren praktiziert wird, hat in den letzten Jahren auch in vielen Alpen-Skigebieten Einzug gefunden: Das Snowfarming, also das Anbauen von Schnee.

Snowfarming ist nicht nur für die alpinen Pisten gedacht, auch Langläufer profiteren auf ihren Loipen von der Technik.

Wie Snowfarming funktioniert

Damit Wintersportler schon früh in der Saison auf die Piste können, ist der letzte Tag der Saison ein ganz besonderer für die Skigebiets-Betreiber. Während die Sportler schon beim Après-Ski den Saisonabschluss feiern, fahren die Pistenfahrzeuge den vorhandenen Schnee zusammen und packen ihn buchstäblich auf einen Haufen. Dieser Haufen wird zu einem Trapez geformt und so durch die Pistenfahrzeuge verdichtet. Ließe man den Schnee so liegen, wäre er im Sommer schneller geschmolzen, als man gucken könnte. Um das Schneedepot perfekt zu machen, wird der Schnee nun isoliert – je nach Berg- oder Tallage zum Beispiel mit Holzschnitzeln bzw. Sägespänen (Tal) oder Vlies (Berg). Beides verhindert das Abschmelzen des Schnees. Die Holzschnitzel haben den angenehmen Zusatznutzen, dass sie im Winter verheizt werden können und so die Energieversorgung der Region mitsichern.

Snowfarming: So übersommert der Schnee im Skigebiet Kitzbühel.

Über die Isolierung wird dann noch eine Plane gelegt, die vor eindringendem Wasser schützt. Auf diese Weise kann rund 80 % des angehäuften Schnees übersommern und in der darauffolgenden Saison wieder auf den Pisten verteilt werden. Das Abdecken des Schneedepots dauert in der Regel zwei bis drei Tage, die Verteilung auf den Pisten – je nach Größe – circa vier bis fünf Tage. Die Verteilung erfolgt mittels GPS-gesteuerter Pistenmaschinen. Dies ist notwendig, um die Grasnarbe (also den Untergrund der Piste) nicht zu verletzen und so sowohl ökologisch zu handeln als auch den Schnee sauber zu halten. Zur Größeneinordnung: Für eine Piste von etwa 700 m Länge und 60 m Breite benötigt man etwas 25.000 m³ Schnee.

Der Unterschied zur Beschneiung

Die künstliche Beschneiung ist Gang und Gebe in sämtlichen Skigebieten. Im Unterschied zum Snowfarming ist man hier aber auf relativ niedrige Temperaturen über mehrere Tage hinweg angewiesen und verbraucht relativ viel Energie und Wasser. Andernfalls ist die Beschneiung nicht möglich. Natürlich ist es auch beim Snowfarming von Vorteil, wenn es bereits im Oktober recht kalt am Berg ist, so dass der Schnee nicht direkt wegschmilzt. Notwendig sind geringe Temperaturen für die Durchführung aber nicht. Zudem lässt es sich auf dem „Schnee von gestern“ wunderbar Skifahren. Am Morgen ist er zwar recht hart, aber griffig. Am Nachmittag merkt man kaum einen Unterschied zum Schnee aus der Saison. Der künstliche Schnee hingegen ist in der Früh in der Regel deutlich härter und bei Sonneneinstrahlung schneller sulziger.

Das Skigebiet Kitzbühel öffnet dank Snowfarming besonders früh in der Saison.

Mit Snowfarming machen die Skigebiete nicht nur die Skitouristen glücklich, sondern auch die Skiprofis. Durch frühzeitig befahrbare Pisten können diese auch in den Alpenländern trainieren und an ihrer Technik für Wettkämpfe der anstehenden Saison feilen. Dank Snowfarming möglich ist das beispielsweise in Ramsau am Dachstein, Seefeld, Davos-Klosters oder Livigno. Und nicht nur Anhänger des Ski alpin kommen hier dann auf ihre Kosten, sondern auch Liebhaber des Langlaufs. In vielen Gebieten werden nämlich auch die Loipen mit dem „Schnee von gestern“ früh in der Saison präpariert.

FAQs zu Snowfarming

Was ist Snowfarming?

Wörtlich übersetzt bedeutet Snowfarming „Anbau von Schnee“. Hierzu wird Schnee nach Saisonende angehäuft, verdichtet, mit speziellen Materialien abgedeckt sowie isoliert und so bis zur nächsten Saison aufbewahrt.

Was ist der Unterschied zwischen Snowfarming und künstlicher Beschneiung?

Bei der künstlichen Beschneiung wird Schnee technisch aus Wasser hergestellt, es ist also Kunstschnee. Beim Snowfarming wird „Schnee von gestern“ aufbewahrt, also Naturschnee, und in der Folgesaison wiederverwendet.

Wie viel Schnee übersteht den Sommer mittels Snowfarming?

Rund 80% des „angebauten“ Schnees übersteht den Sommer.

Was passiert mit dem angebauten Schnee zum Saisonstart?

Er wird mithilfe der Pistenraupen wieder auf den Pisten verteilt.

Wo gibt es Snowfarming?

Snowfarming wird beispielsweise in Kitzbühel, Ramsau am Dachstein, in Seefeld, in Davos-Klosters oder in Livigno betrieben.

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