Davos Klosters – Das tun Skigebiete für nachhaltigen Wintersport

3. Dezember 2023 - SnowTrex

Nachhaltigkeit und Wintersport. Angesichts des Klimawandels, der sich auch in den Alpen immer stärker auf die Wetterbedingungen im Winter auswirkt, müssen sich die Skigebiete in den Alpen darauf einstellen. Und das tun sie zum Teil schon seit Jahrzehnten mit millionenschweren Investitionen. Etwa in die Infrastruktur am Berg, in grüne Energieversorgung oder andere Naturschutzmaßnahmen. Doch was genau passiert in den Skigebieten? SnowTrex wirft dazu einen Blick nach Davos Klosters.

Nachhaltigkeit spielt im Skigebiet Davos Klosters schon immer eine zentrale Rolle.

100 Nachhaltigkeits-Maßnahmen in 15 Jahren

Dass Davos Klosters schon lange zu den besonders klimafreundlichen Skigebieten in Europa zählt, ist in der höchstgelegenen Stadt Europas (1.560 m) selbstverständlich: „Nachhaltigkeit spielt schon immer eine Rolle, nur erwarten die Gäste heute mehr Kommunikation zu diesem Thema. Wir setzten bereits seit über 15 Jahren über 100 Projekte zum Thema Energie, Effizienz und Umwelt um und machen damit einen wichtigen Schritt für unsere Nachhaltigkeitsstrategie“, erklärte Martina Walsoe, Projektleiterin „Erneuerbare Energien“ bei den Davos Klosters Bergbahnen, jetzt gegenüber SnowTrex.

Dabei liegt der Fokus nicht nur auf einer zukunftsfähigen Infrastruktur im Skigebiet direkt. Hier nimmt man nämlich auch einen ganzheitlichen Ansatz auf, der bis jetzt eben mehr als 100 Nachhaltigkeits-Maßnahmen umfasst. Walsoe: „Die Projekte reichen von Solaranlagen auf unseren Bergbahngebäuden, Kleinwasserkraftwerke zur Produktion von Strom aus Wasserkraft, der Schutz von Flachmooren oder der Schutz von bestimmten Wildtieren.“

Sonnenenergie für das Skigebiet Davos Klosters

Einer der größten Energieverbraucher in Davos ist auch das Skigebiet. Die Verantwortlichen der Davos Klosters Bergbahnen haben sich deshalb intensiv damit auseinandergesetzt, wie sie den eigenen Verbrauch langfristig reduzieren und selbst produzieren können. Eines der wichtigsten Puzzleteile dieser Strategie ist der „Masterplan Solarenergie“.

Mit dem Ausbau von Photovoltaikanlagen wird ein Teil der benötigten Enerige aus Sonnenkraft produziert. Der Plan sieht dafür Investitionen von über 10 Millionen Schweizer Franken zwischen 2022 und 2027 vor. Im Skigebiet ist damit die Installation von Solaranlagen an rund 40 Standorten auf Parsenn/Gotschna und dem Jakobshorn gesichert. Langfristig wollen die Bergbahnen einen Großteil ihres Stroms selbst produzieren.

Ein Teil der Energie wird im Skigebiet Davos Klosters über Solaranlagen produziert.

Auf dem Jakobshorn beispielsweise wandeln heute 97 Solarpanels an den Garagenfassaden der Lifte Clavadeler Bubble und Jatz Quattro Sonnenlicht in Strom um. Ähnliches geschieht es auf dem Weissfluhjoch, wo bereits Anfang der 1990er-Jahre die ersten Photovoltaikanlagen installiert wurden. In diesem Jahr wurde die Anlage sogar ausgebaut, da der Standort so geeignet ist. Grund dafür ist die hohe Reflexion des Schnees und die Tatsache, dass mit der Fassadenanlage wichtiger Winterstrom produziert werden kann. Insgesamt produzieren alle Solaranlagen der Davos Klosters Bergbahnen rund 700.000 kWh pro Jahr.

„Mit unseren Maßnahmen möchten wir noch effizienter und ressourcenschonender werden. Darauf zielen viele unserer zukünftigen Projekte. So ist es ein Ziel, noch mehr des benötigten Stroms aus erneuerbaren Quellen selbst zu produzieren oder die fossilen Brennstoffe auf dem Berg zu minimieren“, beschreibt Martina Walsoe den Plan. Bestes Beispiel ist das Restaurant auf dem Weissfluhgipfel, das dank neuer Energiequelle auf seine alte Ölheizung verzichten kann. Dadurch werden jährlich rund 45.000 Liter Heizöl eingespart.

Wasser versorgt Davos Klosters mit Schnee und Strom

Das Wetter hat sich in den Alpen in den vergangenen Jahrzehnten gerade, was Niederschläge angeht, stark verändert. Diese Folgen des Klimawandels spürt man natürlich auch in Davos Klosters: „Natürlich erleben wir von Jahr zu Jahr Unterschiede in den Wintermonaten. Im letzten Winter hatten wir weniger natürlichen Schneefall als üblich. Hier haben sich unsere Investitionen in den letzten Jahren in die technische Beschneiung ausgezahlt. So konnten wir unser Angebot den ganzen Winter mit top Pistenbedingungen anbieten“, erklärt Projektleiterin Martina Walsoe die Strategie, mit der sich die Bergbahnen weniger von den klimatischen Veränderungen abhängig machen wollen.

Wasserkraftwerke am Jakobshorn und am Rinerhorn

Entsprechend wichtig ist der Wasserverbrauch im Skigebiet. Um mit der kostbaren Ressource aber möglichst effizient und nachhaltig umzugehen, wird das Wasser dabei nicht nur für die Schneekanonen verwendet. So wurde das Beschneiungssystem am Jakobshorn mit den bestehenden Leitungen mit einem Kleinwasserkraftwerk ergänzt. Mit zwei Turbinen wird dort nun während rund 10 Monaten im Jahr Strom erzeugt, dessen Einspeisung in das örtliche Elektrizitätswerk erfolgt. Insgesamt werden so pro Jahr 800.000 kWh erzeugt, was in etwa dem Jahresstromverbrauch von 200 Haushalten entspricht.

Das Wasser am Rinerhorn wird in einem Speichersee gesichert und im Winter für die Beschneiung genutzt.

Wie am Jakobshorn fahren die Bergbahnen Davos Klosters auch am Rinerhorn in Bezug auf Wasserkraft zweigleisig. Das Wasser am Berg wird in einem neuen Speichersee gesichert und dann in einem zweiten Schritt für die Beschneiung genutzt. Bei der Planung wurde dabei explizit dem Thema Umweltschutz große Aufmerksamkeit geschenkt. So musste etwa zunächst geklärt werden, ob unter anderem die Wassermenge der Bäche ausreicht und ob die Flora der Bäche durch den Bau sowie den Betrieb nicht beeinträchtigt wird.

Am Ende produziert das Kraftwerk am Rinerhorn 1,2 Gigawattstunden (GWh) an Strom. Der größte Teil dieser grünen Energie wird dabei von den Bergbahnen selbst genutzt. Unter anderem für Ladestationen, Heizungen und den Betrieb der Beschneiungsanlagen. Wie das alles technisch funktioniert, ist übrigens kein Geheimnis. Denn das Wasserkraftwerk an der Talstation ist in Zukunft, zusammen mit einem Wasserthemenweg, auch für interessierte Besucher zugänglich.

Jeder kann zum Naturschutz in Davos Klosters beitragen

Um im Winter traumhafte Pistenerlebnisse genießen zu können, muss auch in Davos Klosters die Natur mitspielen. Auch deshalb engagieren sich die Bergbahnen für den Naturschutz. Mehrere Projekte im Bereich Umwelt und Biodiversität bilden dabei die Grundlage dafür. Dazu gehört etwa die Erhaltung des Flachmoors Gämpi am Jakobshorn. Als Biotop dient es als wichtiger, natürlicher Wasserspeicher am Berg. Und es ist ein einzigartiger Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Um das Moor zu schützen, haben die Davos Klosters Bergbahnen und die Gemeinde zusammen mit den Landbesitzern mehrere  Maßnahmen umgesetzt. Unter anderem die Rodung von Fichten und Lärchen, um Platz für das Moor zu schaffen. Dazu wird nur periodische gemäht und es gilt ein Weideverbot für andere Tiere bis mindestens Mitte der 2030er-Jahre.

Ein weiteres schützenswertes Biotop in Davos Klosters ist die Trockenwiese Seewer Berg auf Parsenn. Die Fläche wird heute regelmäßig von Hand mit der Sense gemäht, damit sie nicht verbuscht und zu Wald wird. Um die Vegetation zu erhalten, ist auch hier die Beweidung und Düngung verboten. Und auch das im Kanton Graubünden heimische Auerhuhn leidet unter den Veränderungen seines Lebensraums. Damit sich der Bestand erholen kann, helfen die Bergbahnen mit, den stark zugewachsenen Bergwald auf der Wiesner Alp und im Würzenwald teilweise wieder zu öffnen. Zudem wurde mit Wildhütern und Förstern ein Managementplan erarbeitet. Durch den wird nicht nur auf das Auerhuhn, sondern auch auf andere Tier- und Pflanzenarten Rücksicht genommen.

Wintersportler können mithelfen

Am Ende können aber nicht nur die Bergbahnen, sondern gerade auch die Wintersportler selbst in Davos Klosters etwas für nachhaltiges Skifahren tun, wie Martina Walsoe erklärt: „Ein wichtiges Element ist die Anreise. Damit entsteht ein Großteil des CO2-Fußabdrucks eines Gastes. Mit attraktiven Angeboten und Zusammenarbeiten versuchen wir die Gäste zu einer Anreise mit der Bahn zu motivieren.“ Angesichts der Tatsache, dass mehr als zwei Drittel des CO2 bei der An- und Abreise ins Skigebiet entstehen, ist dies hier der beste Hebel. So verursacht allein die Zugfahrt von Zürich nach Davos 25-mal weniger CO2 als die gleiche Strecke mit dem Auto. Und Skigäste, die in Davos auf ihr Auto verzichten, können mit der „Davos Klosters Premiun Card“ sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel gratis benützen.

Die Schweiz hat eines der besten und auch landschaftlich schönsten Bahnnetze der Welt zu bieten. Da lohnt sich die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ansonsten gibt es im Ort Restaurants oder Geschäfte wie das Spezialitätenlädeli „AlpäTraum“, das Käse- und Wurstspezialitäten sowie andere Lebensmittel aus der Region verkauft. Bei „milk & more“ gibt es einheimische Milchprodukte und auch die Bauern aus der Umgebung von Davos und Klosters bieten in ihren Hofläden feine hausgemachte Spezialitäten von Hauswurst über Joghurt bis zu feinem Gebäck an. Dass auf den über 220 Pistenkilometern im Skigebiet weder Abfall noch Zigarettenkippen zurückgelassen werden dürfen, versteht sich von selbst. Außerdem sind alle Wintersportler angehalten, immer auf den markierten und freigegebenen Pisten zu fahren. Freerider werden zudem gebeten, sich abseits der Pisten von ausgewiesenen Schutzgebieten fernzuhalten. Denn dort könnten sie Pflanzen und Bäume beschädigen und Wildtiere stören.

FAQ zu Nachhaltigkeit im Wintersport in Davos Klosters

Wie hoch sind die Investitionen für Solarenergie im Skigebiet Davos Klosters?

Bis Mitte der 2020er-Jahre investieren die Davos Klosters Bergbahnen über 10 Millionen Schweizer Franken (10,4 Millionen Euro, Stand 07.11.2023) in den Bau von Solaranlagen auf Gebäuden und Liften im Skigebiet. Die bis 2022 bereits errichteten acht Anlagen produzieren jährlich rund 203.000 Kilowattstunden (kWh) Strom, was dem Jahresstromverbrauch von rund 180 Haushalten entspricht.

Worauf sollten Wintersportler bei der An- und Abreise nach Davos Klosters verzichten?

Die Davos Klosters Bergbahnen versuchen ihre Skigäste, wie viele andere Skigebiete auch, zu motivieren, bei der An- und Abreise auf das Auto zu verzichten. Denn die Anreise macht mehr als zwei Drittel des CO2-Fußabdrucks eines Skiurlaubs aus. Wer das Auto zu Hause lässt, kann heute bequem mit dem Zug in die Schweizer Skigebiete reisen. Denn die Schweiz verfügt über eines der weltweit besten Bahnnetze und allein eine Zugfahrt von Zürich nach Davos verursacht 25-mal weniger CO2 als die gleiche Strecke mit dem Auto.

Wie viel Energie erzeugen die Wasserkraftwerke in Davos Klosters?

Die beiden Wasserkraftwerke am Jakobshorn und am Rinerhorn erzeugen zusammen jährlich über 2 Millionen Gigawattstunden (GWh) Strom. Ein großer Teil davon wird von den Davos Klosters Bergbahnen selbst für die Beheizung und den Betrieb der Gebäude auf dem Berg und die Transportanlagen genutzt. Ein wichtiger Teil wird aber auch ins Elektrizitätswerk Davos eingespeist, das die Stadt und die Haushalte mit nachhaltig produziertem Strom versorgt.

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