Mit den Rennen am Söldener Rettenbachgletscher starten die Skiprofis Ende Oktober – in der Regel – Jahr um Jahr in den alpinen Skiweltcup. Wer holt die meisten Punkte, wer ergattert eine der begehrten Kristallkugeln? Zu messen gilt es sich in den alpinen Disziplinen Abfahrt, Slalom, Riesenslalom, Super-G, Super-Kombination und Parallel-Slalom. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen Riesenslalom, Super-G und den weiteren Weltcup-Disziplinen? SnowTrex gibt einen Überblick über die Ski-Disziplinen:
Slalom
Das Wort „Slalom“ bezeichnet die schnelle, wiederholte Abfolge von Kurven. Im alpinen Skisport stellt der Slalom den ältesten und technisch anspruchsvollsten Wettbewerb dar, wenn auch vergleichsweise den langsamsten (Durchschnittsgeschwindigkeit: 40 km/h). In kurzen Abständen (9 m vertikal und 2 m horizontal) werden auf der Slalomstrecke Tore aufgestellt, die jeweils abwechselnd aus zwei roten und zwei blauen Stangen bestehen. Verwendet werden Kippstangen, die sich bei Berührung nach unten biegen. Größtenteils legen sich die Fahrer derart in die Kurve, dass sie die Stangen mit ihren Schienbeinen wegschlagen, um so die ideale Fahrlinie nicht verlassen zu müssen. Das erklärt auch die Schutzausrüstung aus Schienbein- und Handschonern sowie einem Gesichtsschutz.
Beim Slalom fahren die Skiprofis jeweils zwischen den Toren hindurch. Der internationale Skiverband FIS hat ein Regelwerk herausgegeben, das die Anzahl der durch Tore markierten Richtungsänderungen genau festlegt. Diese können auf der Slalomstrecke je nach Länge der Piste variieren. Bei den Herren sind es stets 55 bis 75 Richtungsänderungen, bei den Damen 45 bis 65. Das Gefälle des Hanges beträgt in der Regel zwischen 33 und 45 %. Die Herren überwinden dabei einen Höhenunterschied zwischen 180 m und 220 m, die Damen zwischen 140 m und 200 m.
Gefahren werden in der Ski-Disziplin Slalom zwei Läufe. Trainingsläufe gibt es vorher nicht, lediglich eine Besichtigung der Strecke. Die Zeiten der beiden Läufe werden addiert. Im zweiten Lauf dürfen jedoch nur die 30 Schnellsten des ersten Laufs starten. Der Slalom ist übrigens die Parade-Disziplin unseres Trexperten Felix Neureuther. Ganze elfmal fuhr er im Slalom einen Weltcup-Sieg ein!
Abfahrt
Die Abfahrt gilt als Königsdisziplin im alpinen Skisport und ist gleichzeitig der längste und zweitälteste Wettbewerb. Weil die Skisportler bei der Abfahrt Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h erreichen – auf der „Streif“ in Kitzbühel und am Schweizer Lauberhorn sogar bis zu 140 oder 160 km/h – ist es zudem auch das riskanteste Rennen. Laut FIS-Reglement soll die Abfahrt Anforderungen an Technik, Mut, Geschwindigkeit, Risiko und Kondition stellen. Diesen Anforderungen werden die Rennstrecken mit einer Mischung aus vereisten Flächen, technisch anspruchsvollen Kurven, weiten Sprüngen, Flachstücken und extrem steilen Abschnitten definitiv gerecht. Extrem steile Abschnitte erwarten Skisportfans beispielsweise an der legendären Kandahar-Abfahrt der Zugspitze. Seit 1970 werden dort jährlich Skirennen durchgeführt. Das absolute Highlight der Abfahrt ist der sogenannte „Freie Fall“. Dies ist ein Streckenabschnitt der Kandahar, der ein Gefälle von bis zu 92 % aufweist. Dies ist übrigens das höchste Gefälle im gesamten Skiweltcup.
Festgelegt für die Abfahrt-Strecken sind folgende Parameter: Der Höhenunterschied muss bei den Männern zwischen 800 m und 1.100 m betragen, bei den Frauen zwischen 500 m und 800 m. Markiert ist die Strecke mit einfarbigen Toren. Die hier eingesetzten biegsamen Stangen geben jedoch hauptsächlich die Richtung vor. Sie bieten bei Berührung nur wenig Widerstand.
Die Rennteilnehmer haben im Vorfeld des Wettbewerbs die Möglichkeit, ein bis drei Trainingsläufe vorzunehmen. Im Unterschied zu den technischen Ski-Disziplinen wie Slalom wird bei der Abfahrt nach den Trainingsläufen nur ein Lauf gefahren. Ausnahmen können dabei durch ungünstige Sicht- und Witterungsbedingungen entstehen. Ist die Sicht im oberen Streckenabschnitt schlecht, kann durch eine Jury entschieden werden, den Wettkampf auf eine Sprintabfahrt im unteren Streckenteil zu reduzieren. Dabei muss der Höhenunterschied 450 m aufweisen. Im Vergleich zum regulären Abfahrtslauf werden Sprintabfahrten in zwei Läufen gefahren. Auch die Ausrüstung in Abfahrtsrennen ist eine spezielle: Die Skier sind etwa 30 % länger als im Slalom. Das erhöht die Stabilität der Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten. Die Herren-Ski sind mindestens 218 cm lang, die Damen-Ski mindestens 210 cm.
Riesenslalom
Der Riesenslalom wird in Österreich auch Riesentorlauf (RTL) genannt. Wie beim Slalom erfolgt durch die gesetzten Tore ein ständiger Richtungswechsel, jedoch sind die Tore nicht nur weiter auseinandergesetzt, sondern auch in der Anzahl weniger. So ist der Fahrer schneller unterwegs als bei der Ski-Disziplin Slalom, die Strecke aber ist länger. Im Unterschied zum Slalom kann sie zudem auch flache Gleitstücke umfassen.
Die Riesenslalom-Tore bestehen aus zwei Doppelstangen, die durch Kunststoffstreifen miteinander verbunden sind. Sie sind flexibel und weniger fest im Schnee verankert als beim Slalom. Gefahren wird im Riesenslalom in zwei Läufen und auf zwei verschiedenen Strecken. Die Zeiten werden anschließend addiert.
Im Hinblick auf die Länge der Riesenslalom-Ski der Herren gab es in den vergangenen Jahren viele Diskussionen. Trotz zahlreicher Kritik von Sportlern und Herstellern hatte die FIS im Jahr 2012 den Kurvenradius der Ski von 27 auf 35 Meter erweitert, um Knieprobleme der Sportler zu minimieren. Der Kurvenradius wird bestimmt durch die Taillierung, Länge und Breite des Skis. Je höher der Radius (und damit länger und weniger tailliert der Ski), desto höher muss meist auch der Kraftaufwand im gesamten Körper sein. Und genau das führte bei den Spitzensportlern vermehrt zu Rückenproblemen. Ab der Saison 2017/18 gilt daher wieder ein geringerer Radius von 30 m, sodass auch die Ski wieder taillierter und kürzer sein dürfen. Sie sollten jedoch mindestens eine Länge von 1,93 m aufweisen.
Super-G
Super-G steht für „Super Giant Slalom“. Er ist nach der Abfahrt die schnellste und auch die jüngste Ski-Disziplin im alpinen Skisport, denn sie wurde erst 1982 in den Weltcupkalender mit aufgenommen. Die Strecke ist insgesamt kürzer als die der Abfahrt, technisch jedoch anspruchsvoller. Zudem gibt es mehr Tore, die zudem noch enger gesetzt sind – mindestens 35 bei den Männern und mindestens 30 bei den Frauen. Der Mindestabstand beläuft sich auf 25 m.
Der Höhenunterschied beträgt bei den Herren zwischen 500 m und 650 m, bei den Damen 400 m bis 600 m. Eingeführt wurde der Super-G als zusätzliche Speed-Disziplin neben der Abfahrt und als technische sowie fahrerische Verbindung von Abfahrt und Riesenslalom. Damit die Elemente der Abfahrt erhalten bleiben, muss der Super-G Sprünge enthalten. Trainingsläufe finden entgegen der Abfahrt nicht statt. Die Teilnehmer können zwar am Renntag die Strecke besichtigen, befahren wird diese jedoch nur während des Wettstreits und das in einem einzigen Lauf. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h, ist die richtige Ausrüstung unverzichtbar. Neben einem Skihelm gehören zu dem von der FIS vorgeschriebenen Inventar ein Rückenschutz sowie Skibrille und -handschuhe.
Der erfolgreichste Super-G-Fahrer aller Zeiten ist übrigens der Österreicher Hermann Maier. Während seiner Karriere fuhr er 24 Rennsiege ein, gewann fünfmal die Disziplinwertung und holte sich zudem einen WM-Titel und einen Olympiasieg.
Super-Kombination
Um fahrerische Vielseitigkeit geht es bei der Super-Kombination. Diese Disziplin verbindet die Kraft und Ausdauer fordernde Abfahrt bzw. den Super-G mit dem technisch anspruchsvollen Slalom. Beide Rennen werden bei dieser Mehrkampfsportart für gewöhnlich an einem Tag gefahren.
Begonnen wird bei der Super-Kombination mit der Abfahrt. Ursprünglich wurde im Anschluss nach der 30er-Regel der Slalom gefahren. Das bedeutet, dass der 30. Platz den Slalom als Erster begann und der 1. Platz an Position 30 antreten durfte. Seit der Saison 19/20 wurde jedoch eine Änderung der Startreihenfolge beschlossen. Die Erstplatzierten der Abfahrt treten im darauffolgenden Slalom ebenso an den ersten Startpositionen an. Grund für diese Änderung ist die generelle Problematik der Super-Kombination. In diesem Wettbewerb besteht das Teilnehmerfeld aus Spezialisten der Abfahrt und aus Profis des Slaloms. Folglich erzielt jeder Teilnehmer in seiner Paradedisziplin das bessere Ergebnis. Durch die technische Versiertheit des Slaloms ist es den Spezialisten der Abfahrt nicht möglich, ähnlich gute Abfahrtszeiten wie die der Slalom-Profis zu erzielen.
Im Gegensatz dazu erzielen die Slalom-Profis jedoch ansehnliche und verhältnismäßig gute Zeiten auf der Abfahrt. Folglich entsteht ein Ungleichgewicht, das durch die Ursprungsregel der Startreihenfolge verstärkt wurde. Denn die Slalomfahrer fuhren mit einem relativ geringen Rückstand ins Ziel und wurden anschließend auf die vorderen Startpositionen für den Slalom verteilt. Der Slalom durfte früher gefahren werden und die Pistenbedingungen waren deutlich besser. Die Abfahrt-Spezialisten hatten folglich durch die bereits abgefahrene Strecke noch weniger Chancen mit den Zeiten der Slalom-Profis zu konkurrieren. Die besten Ergebnisse in der Super-Kombination erzielten nach Addition beider Laufzeiten dementsprechend fast ausschließlich Slalomfahrer. Kein Wunder also, dass die 30er-Regel abgeschafft und eine neue Startreihenfolge für den Slalom festgelegt wurde. Somit haben die Abfahrer den Vorteil, den technisch anspruchsvolleren Slalom unter besseren Pistenbedingungen durchzuführen, sodass zukünftig spannendere Duelle bei der Super-Kombination zustande kommen.
Parallel-Slalom
Beim Parallel-Slalom messen sich die Wettkämpfer im direkten Duell gegeneinander. Dabei liegen zwei Streckenabschnitte mit möglichst ähnlicher Bodengestaltung und Kurssetzung nebeneinander. Der minimale Höhenunterschied sollte dabei 50 m betragen und mit mindestens 15 Richtungswechseln versehen sein. Insgesamt erstreckt sich der Parallel-Slalom auf einer Mindestlänge von 160 m. Um den Kurs der Strecke vorzugeben, werden Slalomstangen mit gespannter Torflagge in einem Mindestabstand von 8 m im Schnee verankert. Diese Slalomstangen werden farblich in blau, vom Rennläufer aus gesehen rechts, und rot, vom Rennläufer aus gesehen links, unterteilt.
Gestartet wird mit einem Qualifikationslauf, zu dem sich Wettkämpfer durch ihre FIS Punkte qualifizieren. Die schnellsten 32 Teilnehmer rücken in die erste Runde der Ausscheidungsläufe vor. Die Paarungen erfolgen entsprechend der Platzierung des Qualifikationslaufs, wobei der höher gelistete Wettkämpfer den ersten Lauf auf dem roten Kurs beschreitet. Beim Parallel-Slalom wird jedes Duell in zwei Läufen durchgeführt, sodass sich im sogenannten „Re-Run“ der höher gelistete Wettkämpfer des blauen Kurses annimmt. Die Gewinner der ersten Runde qualifizieren sich für das Viertelfinale. Fortlaufend können sich die Wettkämpfer bei weiteren Siegen für die jeweils nächste Runde qualifizieren. Die Verlierer der einzelnen Duelle platzieren sich entsprechend ihrer Gesamtzeit aus beiden Läufen auf den übrigen Plätzen der jeweiligen Finalrunde. Nach Beendigung des Halbfinales tragen die Verlierer ihren ersten Lauf vor dem Lauf der Finalisten aus. Folgend wird der zweite Lauf der Halbfinalisten durchgeführt, bevor schlussendlich das Finale auf dem Programm steht. Besonders attraktiv wirkt der Parallel-Slalom auf die Zuschauer. Denn durch den direkten Wettkampf erkennen selbst Außenstehende des Ski Alpin zu jeder Zeit, wer von den beiden Wettkämpfern die Nase vorn hat. Kein Wunder also, dass der Parallel-Slalom als Ski-Disziplin bei Wintersportfans so beliebt ist.
FAQ zu Ski-Disziplinen
Welche Ski-Disziplinen gibt es?
Die sechs Ski-Disziplinen unterteilen sich in Slalom, Abfahrt, Riesenslalom, Super-G, Super-Kombination und Parallel-Slalom.
Welche ist die jüngste Ski-Disziplin?
Super-G ist die jüngste Ski-Disziplin. Sie wurde erst 1982 in den Weltcupkalender mit aufgenommen und stellt nach der Abfahrt die schnellste Ski-Disziplin dar.
Welche ist die schnellste Ski-Disziplin?
Die Abfahrt stellt durch ihre steilen und vereisten Streckenelemente die schnellste Ski-Disziplin dar. Am Schweizer Lauberhorn erreichen die Abfahrer unter anderem Geschwindigkeiten von bis zu 140 oder 160 km/h.
Welche ist die älteste Ski-Disziplin?
Der Slalom ist der ältesten und technisch anspruchsvollste Wettbewerb. 1922 wurde der erste ausgesteckte Torlauf als „Slalom“ betitelt und die entsprechenden Regeln festgelegt.
Welche Elemente kombiniert die Super-Kombination?
Die Super-Kombination verbindet die Abfahrt bzw. den Super-G mit dem Slalom. So wird die geforderte Kraft und Ausdauer der Abfahrt mit der technischen Versiertheit des Slaloms kombiniert.
Wer ist der erfolgreichste Super-G-Fahrer?
Der erfolgreichste Super-G-Fahrer aller Zeiten ist der Österreicher Hermann Maier. Während seiner Karriere fuhr er 24 Rennsiege, fünfmal die Disziplinwertung sowie einen WM-Titel und einen Olympiasieg ein.
Wer ist der erfolgreichste deutsche Slalom-Fahrer?
Felix Neureuther ist mit seinen 11 Weltcup-Siegen der erfolgreichste deutsche Slalom-Fahrer.
Welche ist die steilste Abfahrt im gesamten Skiweltcup?
Mit einem Gefälle von bis zu 92 % besitzt die Kandahar-Abfahrt die steilste Stelle im gesamten Skiweltcup. Sie gilt generell als eine der anspruchsvollsten Abfahrten im FIS Alpinen Skiweltcup.
Welche Ausrüstung ist bei der Abfahrt vorgeschrieben?
Neben einem Skihelm gehören zu dem von der FIS vorgeschriebenen Inventar ein Rückenschutz, eine Skibrille sowie Handschuhe. Zudem muss der Skianzug eine genau definierte Luftdurchlässigkeit aufweisen. Jeder Skianzug wird von der FIS überprüft und am linken Bein mit einer Plombe versehen.
Wie viele Finalrunden gibt es beim Parallel-Slalom?
Der Parallel-Slalom startet mit 32 qualifizierten Teilnehmern, die im Achtelfinale gegeneinander antreten. Wird das Achtelfinale gewonnen, qualifizieren sich die Wettkämpfer für das Viertelfinale. Bei jedem weiteren Sieg geht es in die nächste Runde, bis das Finale erreicht wird. Insgesamt gibt es also vier Finalrunden.