Auf kaum ein zweites Rennen im Langlauf-Weltcup passt das Motto: „Dies ist ein Marathon, kein Sprint“ so gut wie auf die Tour de Ski. Rund um Neujahr geben die Topathleten des nordischen Skisports hier jedes Jahr auf mehreren Etappen alles. In der letzten Saison demonstrierten dies eindrucksvoll Harald Østberg Amundsen aus Norwegen und erstmalig die US-Amerikanerin Jessie Diggins. Sie krönten sich am Ende des mittlerweile weltberühmten Anstiegs zum König bzw. zur Königin der Langläufer. Grund genug für SnowTrex einmal die Faszination „Tour de Ski“ zu erklären und die Sportler vorzustellen, die diesem Wettkampf in der Vergangenheit ihren Stempel aufgedrückt haben.
Die Etappen der Tour de Ski 2024/2025 im Überblick
Datum | Ort | Disziplin | Laufstil |
---|---|---|---|
28.12.2024 | Toblach (Italien) | Sprint | Freistil |
29.12.2024 | Toblach (Italien) | 15 km Massenstart | klassisch |
31.12.2024 | Toblach (Italien) | 20 km Einzel | Freistil |
01.01.2025 | Toblach (Italien) | 15 km Verfolgung | klassisch |
03.01.2025 | Val di Fiemme (Italien) | Sprint | klassisch |
04.01.2025 | Val di Fiemme (Italien) | 20 km Skiathlon | klassisch/Freistil |
05.01.2025 | Val di Fiemme (Italien) | 10 km Final Climb | Freistil |
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Die Geschichte der Tour de Ski
Die Art und Weise, wie es die Tour de Ski in der Saison 2006/07 in den Weltcupkalender der Skilangläufer schaffte, kann als kurios bezeichnet werden. Zwei Jahre zuvor, im Spätsommer 2004, trafen sich zwei Männer in einer Sauna in Norwegen. Wenige Wochen zuvor war in Paris das weltweit berühmteste Radrennen, die Tour de France, zu Ende gegangen. Und deswegen diskutierten die beiden Herren nun in der Badwanne. Namentlich Jürg Capol und seinen Gastgeber, der Norweger Vegard Ulvang. Schließlich hatten der mehrfache Langlaufolympiasieger und der Langlauf-Chef des Internationalen Skiverbandes (FIS) eine Idee. Die Einführung eines mehrtägigen Etappenrennens im Schnee.
Die Vorteile einer solchen Tour waren für beide nach eigener Aussage direkt offensichtlich. Denn um die komplettesten Langläufer unter den Athleten aus dem Weltcup zu küren, sollten die nicht nur jeweils in ihren Spezialdisziplinen wie Distanzrennen oder Sprints antreten müssen. Wie bei der Tour de France, bei der die teilnehmenden Radprofis über drei Wochen Tag für Tag ihre Vielseitigkeit beweisen müssen, sah das Duo dies auch für die Langläufer vor. Statt Flachetappen, Bergankünften und Zeitfahren würden für sie dagegen bei der Tour de Ski Sprint-, Verfolgungs- und Massenstartrennen sowohl im klassischen Stil als auch im Freistil auf dem Plan stehen.
Der Vorschlag, den Capol auch an die offiziellen Gremien der FIS weiterleitete, kam dort so gut an, dass der Weltverband das mehrtägige Etappenrennen schließlich für die Saison 2006/07 in den Weltcupkalender aufnahm. Allerdings war die folgende Planung für die erste Ausgabe der Tour de Ski etwas holprig. Zum einen fiel eine weitere Idee von Ulvang direkt durch. So wollte er nämlich nicht nur in den Alpen ein Tour-Projekt auf die Beine stellen. Sondern auch in der Barents Region zwischen Norwegen, Schweden, Finnland und Russland.
Und auch in Österreich und der Schweiz hielt sich die Begeisterung für das Etappenrennen der Langläufer zunächst in Grenzen. Weil sich für 2006 dort keine Veranstalter fanden, sollte die Tour zunächst in Tschechien in Nové Město starten. Doch wegen Schneemangels reisten die Athleten kurzfristig direkt nach München. Dort war für den 31. Dezember 2006 eigentlich die 3. Etappe angesetzt. Statt eines normalen Sprints wurde die aber zum historischen Prolog der allerersten Tour de Ski.
So läuft die Tour de Ski
Damit die Motivation der Langläufer, die Tour de Ski auch zu Ende zu laufen, hoch bleibt, gibt es für die Etappen an sich zunächst keine Weltcuppunkte. Hier zählt jeweils nur die erlaufene Zeit. Sie wird nach jeder Etappe auf die Gesamtzeit addiert. Über Zwischensprints in den einzelnen Rennen gibt es für die Schnellsten noch Bonussekunden und dementsprechend weitere zeitliche Vorteile gegenüber der Konkurrenz. Mit der größte Anreiz für eine gute Platzierung im Endklassement der Tour de Ski sind aber vor allem die Preisgelder. So dürfen die Sieger nach der letzten Etappe nicht nur das ikonische gelbe Leibchen der Gesamtführenden behalten. Ihnen stehen auch jeweils 85.000 Schweizer Franken zu. Insgesamt werden im Rahmen der Tour 2024/2025 über 770.000 Schweizer Franken ausgeschüttet. Das Preisgeld ist nach Platzierung aufgestaffelt, sodass sich selbst die Athleten auf dem 20. Platz noch über 1.000 Schweizer Franken freuen dürfen.
Und die Weltcuppunkte, die bei der Tour de Ski dann doch noch verteilt werden, gibt es als großen Batzen für die Endplatzierung in der Gesamtwertung. Das bedeutet für den Sieger mit der schnellsten Gesamtlaufzeit satte 300 Punkte für den Kampf um den Gesamtweltcup. Zum Vergleich: Für den Sieg bei einem normalen Einzelrennen im Weltcup gibt es 100 Punkte. Und auch die Plätze 2 bis 50 der Tour de Ski-Gesamtwertung gehen nicht leer aus. In absteigender Reihenfolge werden die platzierten Athleten hier ebenfalls mit entsprechenden Weltcuppunkten belohnt.
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Der Ablauf der Wettkämpfe der Tour de Ski variiert von Jahr zu Jahr. Zum einen gibt es nicht, wie bei der Tour de France üblich, eine festgelegte Anzahl von Etappen. Die Zahl der Teilstücke schwankte bislang immer zwischen 6 und 9 Rennen. Um den Reisestress zu minimieren, versuchen die Veranstalter der Tour de Ski sich auch meistens auf drei Austragungsorte festzulegen, in denen die Etappen dann stattfinden. In den Anfangsjahren wurde die Tour immer mit einem Prolog eröffnet. Hier gingen die Athletinnen und Athleten einzeln und im Abstand von 30 Sekunden auf eine knapp 5 km lange Loipenrunde.
Nach den ersten Tour-Ausgaben wurde der Prolog aber durch ein Sprintrennen ersetzt. In diesem Format treten immer sechs Langläufer in einem Heat gegeneinander an. Hier ziehen dann die beiden Athleten in die nächste Runde ein, die als Erstes nach knapp 1,5 km die Ziellinie überqueren. Bevor im Finale der besten Sechs der Sieger ermittelt wird.
Um den Gedanken der beiden „Väter“ der Tour de Ski, Jürg Capol und Vegard Ulvang, aufrechtzuerhalten, teilen sich die Etappen aber größtenteils in Distanzrennen auf. So soll die Vielseitigkeit der Langläufer belohnt werden. Wie im Weltcup wird auf den Tagesabschnitten auch in der klassischen Technik oder im Freistil gelaufen. Meist über die üblichen Distanzen wie 10 km oder 15 km. Dazu kommen noch weitere Sprintrennen. Die ultimative Herausforderung für die Langläuferinnen und Langläufer ist dagegen die Schlussetappe. Sie gibt es so kein zweites Mal im Weltcupkalender. Seit der ersten Tour de Ski steht hier nämlich jedes Jahr der sogenannte Final Climb im Val di Fiemme an.
Die Gesamtdistanz des Teilstücks liegt mit 10 km zwar noch im absoluten Rahmen für die Profis. Allerdings sind die letzten 3,6 km einzigartig. Statt wie zuvor in einer normalen Loipe geht es hier nämlich eine Skipiste hoch. Aus dem Tal bis zur Alpe Cermis müssen die Teilnehmer dabei noch einmal an die absolute Leistungsgrenze gehen. Und größtenteils auch darüber hinaus. An der steilsten Stelle müssen die Langläufer 28 Prozent Gefälle bezwingen. Um die Belastung in Grenzen zu halten, indem die Athleten mehrfach parallel zum Hang laufen können, sind auf der Strecke auch Kurven eingebaut.
Die erfolgreichsten Athletinnen der Tour de Ski
Gesamtsiege | Name | Nationalität | Tour de Ski |
---|---|---|---|
4 | Justyna Kowalczyk | Polen | 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2012/13 |
3 | Therese Johaug | Norwegen | 2013/14, 2016, 2019/20 |
2 | Virpi Kuitunen | Finnland | 2006/07, 2008/09 |
2 | Heidi Weng | Norwegen | 2016/17, 2017/18 |
2 | Jessica Diggins | USA | 2021, 2023/24 |
1 | Charlotte Calla | Schweden | 2007/08 |
1 | Marit Bjørgen | Norwegen | 2015 |
1 | Ingvild Flugstad Østberg | Norwegen | 2018/19 |
1 | Natalya Nepryayeva | Russland | 2021/22 |
1 | Frida Karlsson | Schweden | 2022/23 |
Die erfolgreichsten Athleten der Tour de Ski
Gesamtsiege | Name | Nationalität | Tour de Ski |
---|---|---|---|
4 | Dario Cologna | Schweiz | 2008/09, 2010/11, 2011/12, 2017/18 |
3 | Johannes Høsflot Klæbo | Norwegen | 2018/19, 2021/22, 2022/23 |
2 | Lukáš Bauer | Tschechien | 2007/08, 2009/10 |
2 | Martin Johnsrud Sundby | Norwegen | 2013/14, 2016 |
2 | Alexander Bolshunov | Russland | 2019/20, 2021 |
1 | Tobias Angerer | Deutschland | 2006/07 |
1 | Alexander Legkov | Russland | 2012/13 |
1 | Petter Northug | Norwegen | 2015 |
1 | Sergey Ustiugov | Russland | 2016/17 |
1 | Harald Østberg Amundsen | Norwegen | 2023/24 |
Wie es sich für den internationalen Spitzenlanglauf gehört, heißt die dominierende Nation auch bei der Tour de Ski natürlich Norwegen. Dabei musste das Mutterland des nordischen Skisports nach der ersten Ausgabe des Etappenrennens 2006/07 ganze sieben Jahre auf den ersten Gesamtsieg warten. Bei der Tour 2013/14 fuhren die Norweger dann aber sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern den totalen Erfolg ein. Zum bislang einzigen Mal in der Geschichte der Tour de Ski belegen hier Athleten aus einem und demselben Land jeweils die ersten drei Positionen der Gesamtwertung!
Die erste Tour de Ski gewann bei den Männern allerdings ein Deutscher. Tobias Angerer triumphierte bei der Premiere, während bei den Damen Virpi Kuitunen den ersten Titel holte. Das gleiche Kunststück gelang der Finnin zwei Jahre später noch einmal, bevor bei den Frauen die Dominanz von Justyna Kowalczyk begann. Als bislang einzige Athletin gewann die Polin die Tour de Ski zwischen den Jahren 2009 und 2013 viermal in Folge. Bis heute ist sie damit die Rekordsiegerin.
Mit drei Titeln kommt Kowalczyk nur Therese Johaug am nächsten, die 2014 als erste Norwegerin die Tour gewann. Ihr Landsmann Martin Johnsrud Sundby (zwei Gesamtsiege) tat es der zierlichen Frau im selben Jahr bei den Männern gleich. Den Titel des Rekordsiegers kann die Langlaufnation Nr. 1 dafür aber nicht für sich beanspruchen. Der geht aktuell nämlich noch in die Schweiz an Dario Cologna. 2009, 2011, 2012 und dann noch einmal 2018 triumphierte der Eidgenosse wie Justyna Kowalczyk auch insgesamt viermal.
In zwei weiteren wichtigen Tour de Ski-Kategorien kann Norwegen allerdings doch noch groß auftrumpfen. Mit insgesamt 13 Gesamtsiegen bei Männern und Frauen hat keine Nation das prestigeträchtige Etappenrennen so oft gewonnen. Den 2. Platz mit 5 Toursiegen belegt hier Russland, vor der Schweiz und Polen auf dem 3. Rang mit jeweils vier Gesamtsiegen. Unangefochten an der Spitze der Tabelle mit den meisten Etappensiegen (13) in der Geschichte der Tour de Ski liegt bei den Männern mit Petter Northug ebenfalls ein Norweger. Bei den Damen teilen sich Johaug und Kowalczyk die Spitzenposition mit jeweils 14 Etappenerfolgen.
FAQs zur Tour de Ski
Wie ist die Tour de Ski entstanden?
Als Väter der Tour de Ski gelten der ehemalige Langlauf-Chef des Weltskiverbandes FIS, Jürg Capol, und der norwegische Langlaufolympiasieger von 1992, Vegard Ulvang. Bei einem gemeinsamen Saunaaufenthalt in Ulvangs Haus in Maridalen sprachen die beiden Männer 2004 über ein mehrtägiges Etappenrennen nach dem Vorbild der Tour de France und die Möglichkeit, dies auch im Langlauf umzusetzen. Ihre Idee kam in den Entscheidungsgremien der FIS so gut an, dass über den Jahreswechsel 2006/07 tatsächlich die erste Tour de Ski auf die Beine gestellt wurde.
Wann findet die Tour de Ski statt?
Die Tour de Ski findet genau wie die Vierschanzentournee der Skispringer immer rund um den Jahreswechsel statt. Das früheste Startdatum einer Tour de Ski war der 27. Dezember 2008, als die erste von sieben Etappen in Oberhof ausgetragen wurde und das letzte Teilstück am 4. Januar 2009 im Val die Fiemme geplant war. Dagegen startete die Tour de Ski 2015 am 3. Januar in Oberstdorf so spät wie noch nie. Gleiches galt für die Schlussetappe, die am 10. Januar 2015 als Final Climb auf der Alpe Cermis endete.
Wo endet die Tour de Ski?
Seit ihrer ersten Ausgabe 2006/07 endet die Tour de Ski jedes Mal mit einem einzigartigen Rennen: dem Final Climb. Startpunkt ist dabei immer das Langlaufstadion von Val die Fiemme. Von dort aus verlaufen die erste 5,4 km der 9 km langen Strecke zunächst relativ flach, bevor die Loipe schließlich nach links abbiegt und dort auch endet. Die letzten 3,6 km sind dann nämlich auf der bis zu 28 Prozent steilen Skipiste hinauf zur Alpe Cermis zu bewältigen.
Wer hat die Tour de Ski am häufigsten gewonnen?
Rekordsieger der Tour de Ski ist der Schweizer Dario Cologna. Der viermalige Langlaufolympiasieger gewann insgesamt vier Ausgaben des Etappenrennens: 2008/09, 2010/11, 2011/12 und 2017/18. Bei den Damen kann die Polin Justyna Kowalczyk ebenfalls vier Gesamtsiege bei der Tour de Ski aufweisen. Zwischen den Jahren 2009 und 2012 gewann sie sogar viermal in Folge.
Welche Orte durchläuft die Tour de Ski?
Während der Geschichte der Tour de Ski machte das Etappenrennen in insgesamt elf Orten in vier verschiedenen Ländern halt. In Deutschland waren es Oberhof, München und Oberstdorf, dazu mit Prag und Nové Město zwei Stationen in Tschechien sowie drei Stationen in der Schweiz mit Lenzerheide, Val Müstair und Davos. Italien spielte dann noch in Toblach, Asiago und im Val di Fiemme Gastgeber für mehrere Teilstücke, wobei das Fleimstal bislang als einziger Etappenort bei jeder einzelnen Tour de Ski-Ausgabe am Start war.
Wie viele Etappen hat die Tour de Ski?
Die Tour de Ski wird seit der Saison 2006/07 im Rahmen des Langlauf-Weltcups ausgetragen. Seitdem schwankte die Anzahl der gelaufenen Etappen zwischen 6 und 9 Etappen. Die meisten Teilstücke wurden dabei bei der Tour de Ski-Ausgabe 2011/12 gelaufen, als in Oberhof, Oberstdorf, Toblach und Val die Fiemme insgesamt neun Etappen auf dem Programm standen. Die wenigsten geplanten Etappen gab es bei der Tour de Ski 2021/22, als insgesamt nur sechs Teilstücke zu absolvieren waren. Gleiches galt für die Ausgaben 2006/07 und 2017/18, wo wegen mehrerer Absagen am Ende ebenfalls nur sechs Etappen gelaufen wurden.
Was können die Athleten bei der Tour de Ski gewinnen?
Für die Skilangläuferinnen und Skilangläufer geht es bei der Tour de Ski neben einem Extra-Preisgeld auch um viele Weltcuppunkte. Die Gesamtsieger bei Frauen und Männern erwarten jeweils einen Siegerscheck über 85.000 Schweizer Franken (91.237 Euro), während die Zweitplatzierten jeweils 55.000 Schweizer Franken (59.036 Euro) und Drittplatzierten je 40.000 Schweizer Franken (42.935 Euro) bekommen. Dazu wird ein Etappensieg mit 3.000 Schweizer Franken (3.220 Euro) belohnt (Umrechnung in Euro, alle Stand 28.11.2024). Auf die Gewinner der Tour de Ski-Gesamtwertung warten zudem noch 300 zusätzliche Weltcuppunkte, während absteigend bis zum 50. Platz noch 3 Punkte für den Kampf um die große Kristallkugel ausgelobt sind.